Weide, wir müssen reden. Dieses Mal aber völlig frei von jeglicher Ironie, dummen Wortspielen oder billigen Gags, die in so mancher Redaktionskonferenz diverser Radio-Morningshows immer noch mit Kusshand ins Programm genommen würden. Diese Woche jährt sich das Bestehen unseres Podcasts nunmehr zum fünften Mal. Das ist eine ganz schön lange Zeit. Nicht nur, weil sich fünf Jahre im Internet anfühlen wie 291 Jahre „ZDF Fernsehgarten“, sondern weil man selbst in seinem Leben zurückblickt und mit Erstaunen feststellen muss, was seit Juni 2009 alles passiert ist. Man hat gelacht und geweint, hat neue Menschen ins sein Leben gelassen, geliebte Menschen haben es in dieser Zeit auch wieder verlassen, man hat Arbeitgeber gewechselt, Erfahrungen gesammelt, sich selbst (im Idealfall) weiterentwickelt und musste miterleben, dass Markus Lanz „Wetten, dass..?“ übernommen hat.
Diese Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen – das darf jetzt jeder von Euch gerne mal in fünf Minuten im Schnelldurchlauf vorm geistigen Auge abspulen lassen.
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Fertig? Prima!
Doch eines beansprucht im Leben von uns, Herrn Körber und Herrn Hammes, eine – zugegeben – beruhigende Kontinuität: Die „Medien-KuH“. Irgendwann „aus einer Burgerlaune heraus“ geboren, fühlt es sich doch wie gestern an, als wir unsere ersten zarten Gehversuche auf der Weide gemacht haben. Verglichen mit aktuelleren Folgen, wirkt die erste Ausgabe unglaublich dilettantisch und steif (von der Qualität unserer Blechbüchsenübertragung ganz abgesehen). Dennoch lässt sich damals wie heute hoffentlich etwas raushören und vielleicht ist genau das dieses berühmte Geheimrezept unseres Podcasts: Leidenschaft.
In den vergangenen fünf Jahren hätte es von unserer Seite aus sicherlich mehr als einen Grund gegeben, irgendwann zu sagen, das Projekt „Medien-KuH“ frisst zu viel Zeit, ist zu aufwendig, lohnt sich irgendwie nicht. Dennoch kam ein Aufhören für uns nie in Frage. Es ist nicht nur die Beständigkeit, die uns durch diese kleine Sendung beschert wird; es ist der Spaß, der für uns bei jeder Aufzeichnung im Vordergrund steht und es ist vor allem der Zuspruch von Euch. Als wir unsere ersten Folgen auf iTunes veröffentlicht haben, verzeichneten wir im Schnitt zwischen 100 und 200 Downloads je Folge. Heute, fünf Jahre später, ist die KuHmuhnity um ein Vielfaches gewachsen, jede Folge wird durchschnittlich zwischen 7.000 und 10.000 Mal abgerufen.
Wir machen kein Geheimnis daraus, wenn wir sagen: Ja, wäre die anfängliche Zahl auch nach zehn oder 20 Folgen nicht gestiegen, wäre die Motivation sicherlich eine andere – oder schlichtweg irgendwann nicht mehr vorhanden gewesen. Vielleicht ist das auch einer der gewichtigsten Gründe für viele, die selbst zum Mikrofon greifen und einen Podcast auf die Beine stellen wollen, es nicht zu tun: Die Angst, dass niemand zuhört. Wir sind davon überzeugt, dass – gerade heute, im Jahr 2014 – jeder im Internet die Chance hat gehört/gelesen/gesehen zu werden – solange der Inhalt stimmt. Wir für unseren Teil reden hier nicht mal von investigativen journalistischen Inhalten, wollen den „kaputten Online-Journalismus“ nicht neu beleben oder besonders tiefgründig daher kommen, denn diese Ansprüche haben wir nie erhoben. Es ist vielmehr das Wissen über Themenbereiche, das man sich selbst angeeignet hat und es einfach gerne weitergibt und teilt. Weil man Spaß daran hat, weil es einen erfüllt und weil man es lebt, ohne sich dafür „gezwungen“ einlesen zu müssen. Dieses geben wir gerne weiter, reichern das mit unserem Hang zum Flachwitz an und hoffen, dass das irgendwem gefällt. Offenbar ist dies der Fall.
Rückblickend können wir sagen, dass uns jedes einzelne Viehdback eurerseits wirklich umhaut, weil wir damit nie im Leben gerechnet hätten. Wir erinnern uns hier nur stellvertretend an E-Mails von Hörern, die uns sehr berührt haben, weil sie so weit gingen zu sagen, sie hätten durch unseren kleinen Podcast in sehr schwierigen Lebenssituationen für eineinhalb Stunden alles vergessen können. Solche Zeilen sind mehr Wert als alles andere. Umgekehrt können wir Euch sagen: Uns geht es genau so mit der „Medien-KuH“.
Dann wären da noch die zahlreichen Mails aus dem Ausland, die uns über die Jahre hinweg immer wieder als Hauptinformationsquelle nutzten, um über das Medien-Geschehen in Deutschland informiert zu bleiben. Gar als „Kontakt nach Hause“ wurden wir hier bezeichnet. Aber wir freuen uns mindestens genauso, wenn uns mal wieder mitgeteilt wurde, dass wir bei Hörern für spontane Lachanfälle in den Bussen und Bahnen Deutschlands sorgten – seltsame Blicke der anderen Fahrgäste inklusive – oder dass sich mal wieder ein neuer Hörer alle bisherigen (ja, wirklich: A-L-L-E!) Folgen Stück für Stück angehört hat, um dubiose Zwischenrufe wie „ROT! MACH’S ROT!“, „Köln-Bölk“, „Popcorn im Haar, Cola im Schritt“, „Mir gugge den Scheiß!“ oder „Sterne im Fäkalienbaum“ endlich richtig einordnen zu können und deren Ursprünge zu kennen. (Rinder-)Wahnsinn!
Bleiben nicht zuletzt natürlich noch die Spenden. Ohne diese wäre das Projekt vermutlich wirklich nach Folge 15 eingestellt worden, da wir einfach nicht über die geeignete Technik verfügten, nachdem wir auf das anfänglich zur Verfügung stehende Equipment nicht mehr zurückgreifen konnten. Doch auch darüber hinaus werden immer wieder ein paar Groschen via PayPal oder Flattr von Euch in unseren aufgestellten Pappbecher am Straßenrand geworfen. Seid Euch sicher: Egal wie viele es sind, wir wissen es zu schätzen und freuen uns über jeden einzelnen Cent. Denn es ist einfach ein sehr aktives und direktes „Danke, dass Ihr den Scheiß jede Woche für uns macht.“
Nach fünf Jahren können wir sagen: vielleicht bestechen wir einfach durch Penetranz. Ja, irgendwo haben irgendwelche „Was mit Medien“-Leute schon mal irgendwas von dieser dubiosen „KuH“ gehört, im Idealfall gratulieren Sie unseren „KuH des Jahres“-Preisträgern dann zu ihrem fulminanten Sieg oder folgen einfach mal bei Twitter („Was 13.000 andere machen kann dann ja nicht so verkehrt sein“). Dadurch ergaben sich auch sehr spannende Kontakte zu Machern – eben zu jenen, über die wir regelmäßig reden. Das sind mitunter sehr amüsante Gespräche, die dadurch zustande kamen.
Für immer im Gedächtnis bleiben wird uns sicher auch der Moment, in dem uns eine E-Mail von Kurt Felix erreichte. Kurt Felix! Wir sind mit dem Mann bei „Verstehen Sie Spaß?“ vorm Fernseher aufgewachsen. Und da erreicht uns plötzlich ein sehr ausführliches Viehdback aus der Schweiz, in dem er uns dafür dankt, dass er durch unsere Ausführungen damals endlich verstanden habe, wofür welche ARD- und ZDF-Digitalspartenkanäle in ihrer Ausrichtung gedacht seien. Die Signatur „Gesendet von meinem iPad“ rundet unser schönes Bild hier auf ewig ab: Kurt Felix hört die „Medien-KuH“ über sein iPad. Wenige Wochen später schlug leider die Nachricht über den Tod des Showmasters auf. Für uns war sie so unmittelbar nach diesem Kontakt umso trauriger.
Ihr seht selbst, was in fünf Jahren passieren kann. Und das war lange nicht alles! Man denke nur an die Eigendynamik des Online-Wahlkampfes um die „KuH des Jahres“, eine Empfehlung unseres Podcasts durch DEN Fernsehkritikerpapst schlechthin, Oliver Kalkofe, die damalige Zusammenarbeit mit unserer Informationsquelle Nummer eins, DWDL.de, den anhaltenden Kontakt zu den verrückten Köpfen von Florida-TV, unsere Ehren-KuH Nela Lee, die uns schon viele Jahre begleitet, alle Menschen, die mit uns Interviews führen wollten und auch führten (mit uns! LOL!), einstige und aktuelle Hörer wie Severin und Marcel, die uns völlig uneigennützig mit ihrer Station-Voice, der unentgeltlichen Programmierung des Quotentipps oder unserer iOS-App beglücken, und und und… Wir entschuldigen uns schon jetzt bei allen, die wir hier vergessen haben.
Danke für fünf sensationelle Jahre, ihr da draußen! Wir feierten im Stream mit Euch und freuen uns schon jetzt auf die kommenden fünf Jahre. Wenn sie so aufregend, abwechslungsreich und amüsant werden wir die vergangenen, freuen wir uns schon jetzt auf die KuHzunft.
#ViehLove
Körber und Hammes